DSC-Journal 3/2014 erschienen

Wasserspringen 02.12.2014

Auch in dieser Ausgabe gibt es wieder einen Betrag über das Wasserspringen anläßlich des 50-jährigen Jubiläums der Sprunghalle am Freiberger Platz.

50 Jahre Springerhalle am Freiberger Platz

1960 bis 1964
Die Sprunghalle wird als Stahlskelettbau mit einem Zehn-Meter-Turm im Inneren errichtet. Die Fassade besteht aus sechs hohen Tragpfeilern mit dazwischenliegenden großen Glasflächen und eingeschobenen Fensterkompartimenten in der Erdgeschosszone.

30.03.1964
Schlüsselübergabe an die Cheftrainerin Eveline Sibinski

30.04.1964
Feierliche Eröffnung der Sprunghalle

1968/69
Erste Großreparatur am Dach der Sprunghalle. 1968 schuf Hans Steger die lebensgroße Bronzeplastik von Ingrid  Krämer. Die Figur steht heute auf dem Dach des Sprunghallenanbaus von 2002.

1971
Bei einem Wettkampf in Winnipeg (Kanada) sieht Hans Matthes erstmalig eine „Blasenanlage“ und bald wird auch in Dresden eine solche installiert. Anfang der 80er wird die Anlage modernisiert.

1982
Die neue Gymnastikhalle wird übergeben. Dieser Bau ist besonders dem Engagement des damaligen Cheftrainers Wasserspringen, Dr. Frank Rühle (Ruder-Olympiasieger 1968 und 1972), zu danken.

1989
Insgesamt 21 Trainer beschäftigen sich mit der Ausbildung junger und erfolgreicher Wasserspringer.

1990
Nur noch zwei hauptamtliche Trainer sind verblieben.

1996
Verbreiterung des Zehnmeterturms für das Synchronspringen

2002
Die Sprunghalle wird wettkampftauglich umgebaut, der Tribünenanbau bietet 199 Zuschauern Platz. Der Umbau kostet 1,2 Millionen Euro.

2002
Das Jahrhunderthochwasser setzt auch die Keller der Sprunghalle unter Wasser und die gesamte Technik muß erneuert werden.

2003
Die Umkleide- und Sanitärbereiche werden grundlegend erneuert. Die Abteilung Wasserspringen erhält das „Grüne Band“.

2005/06
Die Turnhallen werden saniert.

2008
Das Sprungbecken bekommt eine Edelstahlwanne. Damit sind die Sanierungsarbeiten an der Sprunghalle fast abgeschlossen.

 

Erfolgsgaranten mit Luft nach oben

Die DSC-Wasserspringer sind seit Jahren eine Bank. Regelmäßig kehren sie von nationalen und internationalen Wettbewerben mit Edelmetall zurück. Auch in diesem Sommer. Bei der EM in Berlin vertraten Tina Punzel und Sascha Klein die Farben des Vereins überaus erfolgreich. Gemeinsam gewannen sie Bronze im Team-Wettbewerb, Tina sicherte sich anschließend noch Silber im Brett-Synchron und Bronze vom Einmeterbrett. Sascha holte mit dem Berliner Patrick Hausding seinen siebenten EM-Titel im Turm-Synchron, erkämpfte sich zudem Bronze im Turm-Einzel.

Während der 29-Jährige schon lange zur Weltspitze gehört, hat sich Tina in der europäischen Elite etabliert. „Das war für uns als Stützpunkt natürlich ein erfolgreicher Jahreshöhepunkt. Allerdings darf man nicht verkennen, dass Europas Wasserspringer nicht der Nabel der Welt sind. In der neuen Saison werden die Quotenplätze für Olympia 2016  vergeben, bis dahin müssen alle fleißig weiter trainieren, denn wir haben noch Luft nach oben“, meint Frank Taubert.

Das sieht der als Junioren-Bundestrainer fungierende Taubert bei seinen Nachwuchsathleten genauso.  Während die DSC-Talente Timo Barthel, Carlo Leuchte, Louisa Stawczynski und Josefin Schneider von der JEM mit dreimal Gold und einmal Bronze heimkehrten, hingen die Trauben bei den Olympischen Jugendspielen in China und der JWM im russischen Penza deutlich höher. In China erreichte Timo Barthel die Plätze vier (3 m) und fünf (Turm) und Josefin Schneider wurde 10. vom Dreimeterbrett. „Für die Sportler war das natürlich ein Riesenerlebnis, andererseits passte dieser Wettkampf so kurz vor der JWM eigentlich nicht in unseren Plan. Allerdings hätte ich schon mit einer Medaille gerechnet“, zeigte sich Taubert nicht wirklich zufrieden.

Viel mehr Licht gab es bei der JWM in Russland. „Auch wenn es nicht zu einer Medaille reichte, war es unsere erfolgreichste JWM seit Jahren“, so Taubert. Die größte Überraschung schafften Timo Barthel und Carlo Leuchte mit Platz vier im 3-m-Synchron. Im Einzel erkämpfte sich Barthel die Plätze vier (1 m), sechs (Turm) und neun (3 m). „Da war mehr drin, er hätte in allen drei Disziplinen Medaillen holen können“, meint der Bundestrainer, der auch bei den beiden Mädchen Licht und Schatten sah: „Josefin Schneider konnte leider ihr Potenzial nicht zeigen. Louisa Stawczynski hat ihre Sache von 3 m als Zehnte sehr gut gemacht, von 1m klappte es nicht.“

 

Nacktspringer flogen auf

Am 7. Oktober 1964 gewann die Dresdner Wasserspringerin Ingrid Krämer-Gulbin (damals unter dem Namen Engel-Krämer) bei den Olympischen Spielen in Tokio den Wettbewerb vom Dreimeterbrett. Damit avancierte sie zu einer der
erfolgreichsten deutschen Sportlerinnen, denn schon vier Jahre zuvor hatte sie als 17-Jährige in Rom sowohl Gold vom Turm als auch vom Brett erkämpft. 1964 sicherte sie sich neben dem Gold auch noch Silber vom Turm.

Das ist jetzt 50 Jahre her und Grund genug, an diese herausragende Sportlerin zu erinnern. Zumal ihre Leistungen dazu führten, dass in diesem Jahr ein weiteres Jubiläum gefeiert wird – der 50. Geburtstag der Springerhalle am Freiberger Platz. Im Rahmen der diesjährigen Springer-Gala am 28./29. November soll dieses Jubiläum gewürdigt werden. Dazu
sind viele ehemals erfolgreiche Dresdner Springerinnen und Springer zu einem Wiedersehenstreffen eingeladen. Neben dem ehemaligen Hallenwart Gerhard Barth ist Trainer Frank Taubert der einzige, der die Eröffnung der Halle am Freiberger Platz im April 1964 noch miterlebt hat. Und der wegen Ingrid Krämer einst zum Wasserspringen kam. „Ich wollte einmal so gut wie Ingrid Krämer werden, deshalb habe ich 1963 überhaupt angefangen“, erinnert sich der 58-Jährige, der erzählt: „Die Sprunghalle war damals einmalig in Europa. Nirgends sonst gab es bis dahin eine separate Halle für die Springer. Ermöglicht haben das nur die Erfolge von Ingrid Krämer-Gulbin, ohne ihre Olympiasiege 1960 hätten die Funktionäre sicher nicht einen solchen Bau geplant. Er kostete 1,4 Millionen DDR-Mark.“ Als die Halle dann fertig war, lebte und trainierte die Olympiasiegerin allerdings schon in Rostock.Taubert weiß auch noch, dass 1967 das erste Mal die sowjetische Nationalmannschaft in Dresden gastierte. „Das war für uns schon ein besonderes Erlebnis, sie zählten schließlich zur Weltspitze.

An eine andere Anekdote erinnert sich Taubert heute mit Schmunzeln: „Als ich so etwa zwölf Jahre alt war, wollte ich mit meinem Kumpel Steffen Traue mal ausprobieren, völlig nackt zu springen. Wir warteten, bis auch Hallenwart Gerhard Barth gegangen war und fingen an, erst vom Einmeterbrett zu springen, dann kletterten wir immer höher. Wir hatten allerdings nicht bedacht, dass es drin hell und draußen schon dunkel war und man uns durch die große Fensterfront deshalb gut sehen konnte. Als wir dann oben auf dem Zehnmeterturm angekommen waren, stand auch Gerhard Barth, der uns die ganze Zeit wohl schon beobachtet hatte, plötzlich in der Halle. Das Donnerwetter kann man sich vorstellen“, berichtet der heutige Jugend-Bundestrainer grinsend. Für ihn wurde trotz dieses kleinen „Zwischenfalls“ die Halle zu seinem Lebensmittelpunkt, denn nach dem Ende seiner erfolgreichen Sportlerlaufbahn blieb er dem Verein und seiner Sportart als Trainer. Er führte unter anderen Jan Hempel, Heiko Meyer und Annett Gamm zu Titeln und Medaillen bei Olympia, Welt- und Europameisterschaften. „In dieser Halle habe ich bestimmt mehr Zeit als an jedem anderen Ort auf
dieser Welt verbracht“, glaubt Taubert, für den Gerhard Barth später ein ganz wichtiger Mann war: „Die Halle ist nicht  gerade aus hochwertigen Materialien gebaut worden, so gab es schnell Reparaturbedarf. Und er hat in all den Jahren  wirklich geflickt, was es zu flicken gab.“

Deshalb stellt das Jahr 2003 für Frank Taubert eine wichtige Zäsur dar. „Die Einweihung unseres Anbaus war für mich ein prägendes Erlebnis, weil sich damit nicht nur die Trainings- und Arbeitsbedingungen verbesserten, sondern wir seitdem auch Wettkämpfe mit Zuschauern durchführen können.“ Schon im Jahr 1996 durften sich die Trainer und Sportler über die Verbreiterung des Turms freuen. „Unsere Halle war die erste in Deutschland, die einen für das Synchronspringen tauglichen Turm hatte. Promt holten Jan Hempel und Michael Kühne ein Jahr später EM-Gold“, so Taubert, der sich schon auf das Ehemaligentreffen am 29. November freut, wenn er viele Weggefährten, Kollegen
und Sportler treffen wird. Darunter wird hoffentlich auch Ingrid Krämer-Gulbin sein.

Kurz & Knapp

Fortgesetzt
Nina Schubert kehrte nach ihrer Elternzeit am 1. September wieder als Nachwuchstrainerin zum Wasserspringen zurück, ist unter anderem für Sichtung, Probetraining und Athletik der Jüngsten zuständig.

Verteidigt
Eric Seibt und Alexander Gorski verteidigten bei der Masters-WM in Montreal ihren Titel im Synchron vom Turm. Eric Seibt siegte zudem im Einzel vom Turm und erkämpfte Bronze vom Einmeterbrett. Alexander Warg wurde Fünfter vom Turm.

Gesiegt
Martin Wolfram hat sich nach langer Verletzungspause erfolgreich zurückgemeldet. Der 22-Jährige gewann den Methodik-Pokal in Leipzig. Bei seinem ersten Wettkampf nach seiner Schulter-OP gewann er den Pokal dank eines
Sieges vom Turm und eines zweiten Platzes vom Brett.

 

Das komplette DSC-Journal gibt es hier.

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