Unser Nachwuchsspringer Jesco in den USA

Erstellt von ch Wasserspringen Wasserspringen (intern) 30.03.2021

Ein Bericht aus Florida

  • Das Diving Team von FSU mit Jesco (3. v.l.)

  • Corona-konformer Seniors Day (letzter Heimwettkampf der Studienabgänger), links: Jesco, Coach John Proctor auf dem Handy aus der Quarantäne zugeschalten.

Im November 2019 unterschrieb Jesco einen 4-Jahres-Vertrag mit dem swim&diving Team der Florida State University (FSU, Seminoles) über ein 50%-Stipendium, nachdem er zuvor die Zulassungstests erfolgteich absolviert hatte. In dieser Zeit absolviert er sein Studium im Fach Chemical Engineering.

Durch Corona wurde es vor dem Abflug noch einmal nervenaufreibend und spannend. Der Termin im amerikanischen Konsulat zur Visum-Vergabe wurde immer wieder verschoben oder gar storniert. Die Voraussetzung für die Erteilung des Visums in Form der erforderlichen Präsenzkurse an der Uni wurden wöchentlich oder innerhalb weniger Tage geändert und der Stundenplan durch die Uni entsprechend angepasst. Letztendlich hatte Jesco Ende Juli sein Studenten-Visum für 5 Jahre im Pass. Hinzu kam noch eine seit dem Frühjahr schwelende Handverletzung, die das Training kopfwärts eintauchender Sprünge auf das 1m Brett limitierte. Die endgültige Diagnose lag erst im Juli vor. Eine Woche vor dem geplanten Abflug fand die Operation statt. Am Ende saß Jesco mit bandagierter Hand pünktlich im Flieger.

Aber das war noch nicht das Ende der Außerplanmäßigkeiten. Nach fast 24h Reisedauer kam Jesco gegen Mitternacht in Tallahassee an, wurde von einem Teamkameraden vom Flughafen abgeholt und begab sich sofort in die für international einreisende Studenten verpflichtende häusliche Quarantäne im Studentenwohnheim. Aus dieser heraus mussten eine Reihe administrativer Dinge geregelt werden, wofür zum Beispiel wiederum ein amerikanisches Bankkonto und eine amerikanische Telefonnummer erforderlich waren, um die es sich zu kümmern galt. Auch die Physiotherapie für die postoperative Behandlung der Hand musste noch warten.

Dazu Jesco: „In der Zeit der Quarantäne wurde ich bestens von meinen Teamkameraden mit Dingen für das Wohnheim, Lebensmitteln und Materialien für die Uni versorgt. Nachdem meine häusliche Quarantäne vorüber war, konnte ich endlich die tolle Stadt und den Campus erkunden und auch tatsächlich meine wenigen Präsenzkurse besuchen. Die ersten Wochen in der Uni waren sicherlich nicht einfach, da viele Sachen anders gehandhabt werden als in Deutschland, die meisten Kurse online stattfinden und man sich natürlich sprachlich erstmal zurechtfinden muss. Das Ganze legt sich allerdings nach kurzer Zeit und wird wesentlich leichter und angenehmer. Um mal bei der Sprache zu bleiben: Das Schwierigste ist tatsächlich, von sich aus mit Leuten ins Gespräch zu kommen oder Konversationen zu eröffnen. Spricht man erstmal, spürt man förmlich, wie es sich mit jeder Minute flüssiger und weniger erzwungen anfühlt. Aufgrund der aktuellen Bedingungen ist die Gestaltung des Trainings noch etwas schwierig, aber das gesamte Team gibt alles, um die begrenzte Trainingszeit so gut es geht zu nutzen. Woran man sich definitiv gewöhnen muss, sind die klimatischen Bedingungen. Das ist allerdings ein Nebeneffekt, den man gern in Kauf nimmt, wenn man täglich draußen im wunderschönen Florida trainieren kann.“

  Online Studium in Tallahassee.

Tatsächlich wird – mit einer kurzen Ausnahme im Februar – an der FSU täglich im Freien trainiert sowohl an Land als auch im Wasser. Das führt schon mal dazu, dass am Morgen auf bereiften Trampolinen gesprungen wird. Die Trainingszeiten sind Corona-bedingt mit den Schwimmern abgestimmt, die auf der gleichen Anlage (wenn auch im anderen Becken) trainieren. Auf die Anlage kommt nur, wer nach umfangreichen medizinischen Checks für das Training freigegeben ist. So musste Jesco vor Abschluss aller Checks seinen Teamkameraden bei der ersten Trainingseinheit noch von der anderen Seite des Zauns zuschauen. Außerdem können die Sportler den Kraftraum und die Physiotherapie im Athletencenter nutzen.

Jescos Team besteht derzeit aus drei jungen Männern: Team-Captain Joshua Davidson ist im 4. Jahr (Senior), der Mexikaner Darwin Nolasco ist mit Jesco gekommen (Freshman). Die vier Mädels sind ebenfalls alle im ersten Studienjahr. Neben zwei deutschen Schwimmern (Peter Varjesi und Maurice Ingenrieth) findet sich im gesamten swim&diving Team generell eine Vielzahl internationaler Sportler. Insgesamt umfasst das Team über 60 Sportler aus mehr als 15 Ländern.

     

Jesco mit seinem Team der Wasserspringer.                          Jesco bei den ACCs mit Fabian Stepinski (SUI) und Alexander Hart (AUT)

Die Wasserspringer bestreiten ihre Wettkämpfe zusammen mit dem Schwimmteam. Die Saison beginnt schon Anfang Oktober und endet mit den nationalen Meisterschaften im März oder April.

Während der Saison treten die Teams bei sogenannten Dual oder Trial Meets gegen andere Unimannschaften an, in Jescos Fall z.B. Georgia Tech, Texas Christian University, University of Georgia, Auburn University und University of Miami. Vor jedem Wettkampf wurden Sportler und Trainer getestet, Zuschauer waren nicht zugelassen. Jesco startete zunächst verletzungsbedingt nur von 1 m, nach dem Jahreswechsel auch von 3 m. Dabei gelang ihm die eine oder andere Podestplatzierung und eine neue persönliche Bestpunktzahl von 1 m.

Erster Saisonhöhepunkt waren die ACC-Championship (Atlantic Coast Conference), bei denen 12 Universitäten an den Start gingen. In den Startlisten standen bei den Männern 30 Namen. Die besten 8 des Vorkampfes qualifizierten sich für das Finale. Auch hier hatte Corona wieder ein Wörtchen mitzureden: das Einspringen erfolgte in Blöcken, was dazu führte, dass Jescos Einspringen durchaus schon 2-3 h vor Wettkampfbeginn beendet war. Auch mussten in der Halle Masken getragen werden, die erst unmittelbar vor dem Sprung abgelegt werden durften.

Vom Brett konnte Jesco nicht ganz an seine Vorleistungen der Dual und Trial Meets anknüpfen und belegte die Plätze 13 von 3m (als bester seines Teams) und 17 von 1 m. Da es bei solchen Wettkämpfen auch immer um die Teamwertung geht (jedes Einzelresultat bringt Punkte für das gesamte Team) entschied Jesco sich mit ein paar einfachen Sprüngen die Hand von 5m zu testen. Die hielt ausreichend und so probierte er weitere Sprünge aus, um sich anschließend für den Turmwettkampf am nächsten Tag einzuschreiben. Auch das ist eine Besonderheit der amerikanischen Wettkämpfe: Man kann sowohl kurzfristig für einen Wettkampf nachmelden als auch auf dem Brett bzw. Turm stehend noch mit Ansage einen Sprung ändern. Nach einem Jahr Turmabstinenz brachte Jesco 5 der 6 Sprünge ordentlich ins Wasser und verfehlte als 13. das Finale nur um 6 Punkte.

Bei den Dual und Trial Meets kann man sich für die Zonen-Qualifikation der NCAA (National Collegiate Athletic Association) qualifizieren, welche wiederum die einzige Qualifikationsmöglichkeit zum Saisonhöhepunkt, den nationalen NCAA Meisterschaften sind. Für Jesco stand die Quali trotz erreichter Norm auf der Kippe, da Corona-bedingt die Teilnehmerfelder auf 25 Teilnehmer reduziert werden sollten.  Letztlich durfte er kurzfristig doch noch in allen 3 Disziplinen an den Start gehen. Die besten 18 Springer qualifizierten sich jeweils für das Finale. Aus der Addition der Punkte von Vorkampf und Finale ergab sich das Gesamtklassement. Die besten 8 (bzw. 10 von 1 m) qualifizierten sich für die NCAA-Meisterschaften. Für Jesco erreichte alle 3 Finals und belegt die Ränge 14 (Turm – mit einer 5 m-Serie), 16 (3 m) und 18 (1 m). Mit Blick auf den Saisonverlauf und seine Handverletzung konnte er wertvolle Erfahrungen sammeln und die Erkenntnis mitnehmen, dass in der kommenden Saison eine Qualifikation für die NCAA-Meisterschaften schaffbar ist.

Bei den Wettkämpfen traf Jesco auch auf eine ganze Reihe „alter“ Bekannte aus Österreich, der Schweiz, Großbritannien, Spanien, Australien etc., die in den vergangenen Jahren unter anderem auch beim Dresdner Youth Diving Meet am Start waren, so z.B. Brodie Scapens, Anton Down Jenkins, Matthew Wade, Bryden Hattie, Maxell Flory, Fabian Stepinski, Alexander Hart u.a.

Nach den NCAA-Championship ist die Wettkampf-Saison für die Uni-Teams in den USA beendet. Im Training wird an neuen Sprüngen für die nächste Saison gearbeitet. Beim Studium stehen Prüfungen an. Anfang Mai ist Jescos Rückkehr nach Deutschland geplant. Er wird dann hier bei seiner DSC-Trainingsgruppe trainieren und bei den Deutschen Sommermeisterschaften an den Start gehen. „Nebenbei“ wird er online 1-2 Sommerkurse der Uni belegen. Mitte August wird er für seine zweites Jahr als Sophomore nach Tallahassee zurückkehren. Dann sollen an der Universität wieder alle Veranstaltung in Präsenz stattfinden.

Ansonsten läuft das öffentliche Leben weitestgehend "normal" in Florida: Schulen, Restaurants, Bars, Kino etc. haben geöffnet. Sogar Sportveranstaltungen wie Football finden mit Zuschauern statt - wenn auch mit Begrenzung. Das Impfen hat einen guten Stand erreicht, derzeit können sich schon die Sportler impfen lassen.

Homepage des FSU-Teams: https://seminoles.com/sports/swimming-and-diving/

Athleten-Profil Jesco: https://seminoles.com/sports/swimming-and-diving/roster/season/2020-21/jesco-helling/

FSU Fotos Swimming & Diving: https://efinebloom.pixpa.com/site/fsu-swimming-diving

FSU Swimming & Diving auf Facebook: https://www.facebook.com/FSUSwimmingDiving

Instagram: fsuswimdive, fsudiving bzw. jescon.h

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